REISE AD-HOC-CHOR URDORF 19. September 2020
Organisation Annalis & Urs Schelbert
Schon das Reiseprogramm versprach uns eine Fahrt vom Feinsten durch unbekannte Gebiete des Kanton Aargau mit Dorfnamen, die man zuerst «auf der Zunge zergehenlassen» und wiederholen muss – es war in dieser Hinsicht auch eine spezielle Dialekt-Reise für uns Limmattaler (und Zugewanderte…)
An unserem Reisetag trafen sich 29 Teilnehmende um 0830 Uhr auf dem Gelände des Spitzacker-Platzes – die Umgebung war noch in leichtem Nebel gehüllt – aber Glaube und Hoffnung auf einen sonnigen Tag, wie von Meteo Schweiz angekündigt – waren überall zu hören und spüren. Mit einem fünfzigplätzigen Oldie-Saurer-Postauto, gehegt und gepflegt und fahrtüchtig gemacht von unserem Chauffeur HANS MOSIMANN ging`s los, die Sänger/-innen maskiert und relativ coronagerecht platziert. Via Mutschellen ins Reusstal, bei Niederwil aber über Dottikon, Dintikon nach Seengen/Seetal ins Restaurant Hallwyl zum ersehnten Kaffeehalt. Unser Chauffeur hat uns sein grosses Wissen um Flurnamen, Familiennamen, Tal- und Landschaften, die Zusammenhänge von Flüssen und Ortschaftsnamen in verständlicher und interessanter Form nähergebracht – die Fahrt war ja auch eine Geschichte der Grenzregionen, der alten «Händel» und Handelswege – wer von uns wusste schon, dass GAU «Land am Wasser» bedeutete?
Die Schweizer Geschichts- und Geographiereise führte uns anschliessend auf absolut verkehrsarmen, kurvenreichen Landstrichen vom Wynetal via Ober- und Unterkulm ins idyllische Ruedertäli (auch Aargauer Emmental genannt) wo eine erste Besichtigung auf dem Programm stand: die alte GETREIDEMÜHLE SCHLOSSRUED, 1658 erstmals geschichtlich erwähnt und jetzt in vierter Generation von der Familie Schlatter geführt, eine Arbeit in vielen zeit- und kraftkostenden Schritten und wohl bald stillgelegt infolge kantonaler/bautechnischen Vorschriften, wie Ruedi Schlatter erklärte. Und wieder einmal wurde einem sehr bewusst, wie wichtig uns das tägliche Brot ist: Die Tafel am Seinmühlerad bringt es auf den Punkt: «DAS STÜCKLEIN BROT DAS DICH ERNÄHRT, IST MEHR ALS GOLD UND SILBER WERT». Mann und Frau unserer Gruppe unterstützte dieses alte Handwerk in Form vom Kauf naturbelassener Mehle für den privaten Gebrauch. Nochmals zu den Dialekten: Gegenüber der Mühle das Restaurant STORCHEN, hier in der Gegend «Store» genannt…
Mit viel «Tü-Ta-To» ging`s weiter auf unserer «Tour d`Argovie» via Kirchrued, Schmidrued wieder berg- und talwärts hinüber ins Suhretal, vorbei am Neubau-boomenden Triengen und Bad Knutwil (und immer vorbei an den «strahlend lächelnden Aargauer Grossrats-Kandidaten von unübersehbaren Wahlplakaten am Wegrand im ganzen Kantonsgebiet…) zum Hauptziel des Tages: in die Welt der KALTBACH – SANDSTEINHÖHLEN und seiner Bestimmung: der Lagerung, Pflege und Vertrieb der KALTBACH-KÄSE, einer Tochtergesellschaft der EMMI-Gruppe.
Unsere beiden Führer präsentierten in Ihrer kurzen Einleitung beeindruckende Zahlen zu Umsatz (3,4 Milliarden) und Gewinn (ça 170 Mio letztes Jahr), 60 Beschäftigte hier in Kaltbach, 6000 weltweit innerhalb des EMMI-Konzerns – mit kurzen Filmsequenzen wurden wir auf die Geschichte der Firma und auf unsere Führung eingestimmt. 40 Sorten Käse werden hier veredelt – für 5 EMMENTALER Laibe benötigt man z.B. 6000 Liter Milch – alles unter dem Firmen-Motto: «NUR DIE BESTEN GEHEN NACH KALTBACH». Unter Anleitung unserer Führer und Höhlenmeister wurden wir erst mal «eingekleidet» mit Mantel, Schuh-Schützern, Haarhauben – alles im Namen der Hygiene und verschärft auch durch die Corona-Pandemie. Unglaubliche Ausmasse der Käse-Lager, Gänge, Gestelle liessen uns staunen und still werden im tiefen, feuchten 12 Grad kalten Erd-Innern – viele Arbeiten/Kontrollen werden computergesteuert ausgeführt – das letzte Wort hat aber immer noch der Mensch, der sich hier dank Fachwissen und Arbeits-Einsatz für die besten Käse-Produkte einsetzt. Eine einzige kurze Kostprobe unseres Chorgesangs mit dem «Hasbächler» galt unseren beiden Führern Burri und Haslibach – damit endete den «offiziellen Teil» – das anschliessende feine Fondue samt Wein und Kirsch-Schnaps mundete vorzüglich und wir stiessen gern und freudig auf einen herrlichen Tag mit unserer Chor-Gemeinschaft an. Die anschliessende Carfahrt führte uns bald nach Nottwil am Sempachersee, von wo die ganze Gruppe zu Fuss entlang des idyllischen Seeufers bis zum Bahnhof Sempach unterwegs war während ça 1 ½ Std. - ein wohltuender Verdauungs-Spaziergang und Zeit für Gespräche oder eigenen Gedankengängen – Weitsicht war immer noch nicht angesagt: die Sonne hielt sich fast ganztägig bedeckt. Auch auf der Heimfahrt über die Panoramastrasse bei Hildisrieden, Hochdorf, Hitzkirch und über den Lindenberg in heimische Gefilde erstaunte uns der Chauffeur und Schweiz-Kenner Hans Mosimann immer wieder mit seinen Geschichten über Land und Leute im oberen Aargau. Und gegen Sonnenuntergang schenkte uns der Himmel doch noch einen scheuen Weitblick auf Pilatus, Titlis und Rigi. Gegen 20 Uhr erreichten wir glücklich und bereichert von Erlebtem, Gesehenen und Gehörten unser Urdorf.
GROSSEN DANK an Annalis und Urs für die tolle Organisation und für Ihren Einsatz, ebenso für alle anderen «Engel» im Hintergrund während des Tages!
Bericht: Kilian Fäh, Fotos: Coni Gasser