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Freitag, 30. April 2010
Abgemacht für die Besammlung zu unserer Reise war eigentlich der Gruppentreffpunkt im Hauptbahnhof Zürich um 07.45 Uhr. Leider wusste Yvonne Rechsteiner nicht, wo dieser Treffpunkt war, und wartete mal ein paar Minuten am „normalen“ Treffpunkt. Als sie dort aber niemanden traf, dachte sie: „Na, vielleicht sind die andern ja schon zum Zug gegangen“. So lief die Einsame eben Richtung Gleis, wo unser ICE-Zug nach Mannheim stand. Nach einigen Minuten hörte die plötzlich die Stimmen von Chor-Mitgliedern, und die erklärten ihr, wo sich der vereinbarte Treffpunkt befunden hätte. Nun, letztlich hatte doch noch alles geklappt – alle waren da, die Billette schnell ausgehändigt, und schon stieg die ganze Gruppe von total 33 Personen in den reservierten Wagen ein.
Röbi wies die Plätze zu und erklärte, von welcher Nummer an aufwärts wir sitzen durften. Nachdem alle ein Plätzchen gefunden hatten, fuhr der Zug pünktlich um 08.02 Uhr los Richtung Basel. Sitzplätze gab es in diesem Wagen vorwärts und rückwärts. Da es auch in unserem Chor Leute gab, denen es beim Rückwärtsfahren übel wird, mussten die Plätze noch kurz so ausgehandelt werden, dass es allen wohl war.
Bei ganz akzeptablem Wetter reisten wir nach Basel, wo wir die Landesgrenze nach Deutschland überquerten. Leider wurde hier das Wetter zusehends trüber, und es regnete teilweise. Eine sehr interessante Entdeckung während der Fahrt der Rheinebene entlang waren die Felder der „Badischen Spargel“.
Die Landschaft, die wir mit dem Zug durchquerten, war einfach wunderbar und bestand vor allem aus viel Land ohne Häuser, ausgedehnten grünen Wiesen und zahlreichen Hügeln. Es war eine Augenweide, durch diesen Teil von Deutschland zu fahren.
Als Verpflegung auf der Bahnreise war Picknick angesagt. So nach und nach nahm deshalb ein Chormitglied um das andere den Rucksack vom Gestell und begann etwas Feines zu schnabulieren. Jeder hatte natürlich genug Köstlichkeiten von zu Hause mitgenommen, denn das erste Essen im Hotel war erst auf den späteren Nachmittag angesagt.
So gegen 11.30 Uhr kamen wir in Mannheim an, wo wir umsteigen mussten. jetzt war auch das Wetter wieder freundlicher. Wir hatten ungefähr 45 Minuten Aufenthalt, weil es keinen direkten Anschluss gab. Nach gründlichem Abchecken, wann und wo denn unser Zug nach Bonn fahren würde, fanden wir uns auf dem richtigen Perron ein und warteten auf unseren ICE. Kilian, ein relativ neues Chormitglied, liess hier die Bemerkung fallen, er kenne den „Hasbächer“ nicht und wisse nicht, was er genau singen müsse. Da stimmte der ganze Chor lauthals dieses Lied auf dem Bahnsteig an, um Kilian erfahren zu lassen, welchen Part er als Bass singen müsse.
Als unser Zug gegen 12.15 Uhr einfuhr, stiegen wir wieder in den reservierten Wagen, und Röbi wies uns abermals die Plätze zu. Es ging nun also endgültig los Richtung Bonn. Dabei fuhren wir in idyllischer Landschaft lange dem Rhein entlang. Die schöne, abwechslungsreiche Fahrt weckte in vielen die Lust, diese Augenweide von einer Landschaft einmal auf einer Schiffsfahrt zu erleben.
Ein Grüppchen unseres Chors hatte es übrigens sehr lustig, und sein Gelächter erschallte durch den ganzen Wagen.
So um 14.15 Uhr kamen wir in Bonn an. Hier erfuhren wir von Kilian noch eine kleine Anekdote. Er habe das schöne, rote Halstuch der Schaffnerin bewundert, worauf ihm diese ihren adretten Uniformteil schenkte, was Kilian natürlich sehr freute.
Nun übernahmen Coni und Regula die Regie und führten uns schnurstracks zum Hotel Residence, welches ganz nah beim Bahnhof liegt. Das Einchecken klappte reibungslos, und wir hatten ziemlich schnell unsere Zimmerschlüssel. Zuerst gab es aber in der Eingangshalle noch als Willkommensdrink ein Glas Sekt mit oder ohne Orangensaft. Anschliessend bezogen wir unsere Zimmer. Bis um 16.30 Uhr konnten wir frei über die Zeit verfügen. Einige gingen schon auf Entdeckungstour rund ums Hotel und fanden dabei den Kunsthandwerkermarkt. Hier konnte man einigen Handwerkern direkt bei ihrer interessanten Arbeit zusehen.
Um 16.30 Uhr wurde uns dann im Hotel ein vorzügliches Dreigangmenu serviert.
Um 19 Uhr hatten wir ein Rendez-vous mit einem anderen Chor bei der Kirche St. Elisabeth, wo jeweils am Vortag des 1. Mai ein Mai-Ansingen stattfindet. Bevor wir uns aber zu Fuss auf den Weg machten, mussten alle ihr Tenue (schwarz mit rotem „Farbtupfer“) anziehen und mit Susanne in einem Hotelraum einsingen.
Um 18.45 Uhr war Abmarsch zur Kirche, die wir relativ bald erreichten, so dass wir sogar noch Zeit für eine kurze Besichtigung hatten, während derer wir zwei Lieder erschallen liessen und den gewaltigen Hall genossen. Nachher begaben wir uns wieder ins Freie, umrundeten das Kirchenschiff und gelangten zum Kirchgemeindehaus. Dort erwartete und der andere Chor. Ihr Dirigent begrüsste uns sehr herzlich und freute sich, dass wir von so weit hierher gereist waren, um mit ihnen zu singen. Er meinte auch noch, dass es nach dem Singen bei Würstchen und Bier Gelegenheit gäbe, unter Chorfreunden Erfahrungen und Neuigkeiten auszutauschen. Nach dem Singen aber, das rund 40 Minuten dauerte und bei dem vor allem Frühlingslieder gesungen wurden, mussten wir dann aber feststellen, dass sich der andere Chor ziemlich schnell „französisch“ verabschiedete. Später erfuhren wir dann, dass er in einem Raum der Kirche für die Sonntagsmesse probte.
Wir aber taten uns an den Würsten und am Bier gütlich, denn schliesslich waren seit dem Abendessen im Hotel schon fast vier Stunden vergangen. Dazu gab es da und dort einen kleinen Schwatz mit Einheimischen. Plötzlich sagte jemand, wir könnten nochmals in die Kirche gehen. Fast alle folgten dem Mann, der uns dazu eingeladen hatte. Es zeigte sich, dass es um den langjährigen Pfarrer der Kirchgemeinde handelte, der, wie er uns erklärte, mittlerweile „zwangspensioniert“ worden sei. Er erzählte uns sehr viel über die Entstehung der Kirche St. Elisabeth sowie über die Malereien und die Altäre. Für die meisten von uns war dies fast zuviel. Darum wurde das Grüppchen der Zuhörer immer kleiner, denn viele schlichen sich nach und nach aus der Kirche, um vielleicht nochmals ein Würstchen zu essen oder ein Bierchen zu trinken.
Nach der Rückkehr ins Hotel liessen die meisten den Abend noch in einem Restaurant oder in der Hotelbar ausklingen. Ich glaube aber, dass alle ziemlich müde waren und nicht allzu spät zu Bett gingen.
Yvonne Rechsteiner
Samstag, 1. Mai 2010
Nach hoffentlich allseits geruhsamem Schlaf und individuellem Frühstück versammeln wir uns um 08.45 Uhr beim Hotelausgang. Am nahen Kaiserplatz wartet der Cabrio-Bus mit Chauffeur für die Stadtrundfahrt auf uns, aber noch keine Reiseführerin. Wir sind geduldig, und schon bald findet unser Chauffeur heraus, dass sie an einer anderen Strassenecke wartet....
Zuerst führt sie uns zur Allee, die uns einen Blick auf das Poppelsdorfer Schloss gewährt,
eine Mischung aus französischem und italienischem Barock nach dem Vorbild von Versailles.
Das ehemalige Sommerschloss des Kurfürsten Clemens August beherbergt heute naturwissenschaftliche Fakultäten der Universität mit 27 000 Studenten.
Dann fahren wir zur Südstadt, der teuersten Wohngegend von Bonn mit wunderschön restaurierten Häusern. Auffallend, dass alle nur drei Fenster breit sind, da ab vier Fenstern Breite Steuern erhoben wurden. Weiter fahren wir durch die Reuterstrasse zum Haus der Geschichte. Dieses empfehlenswerte Museum zeigt deutsche Zeitgeschichte vom Ende des 2. Weltkrieges bis in die Gegenwart. Wir sind nun an der Museumsmeile und gelangen zur Bundeskunsthalle. Diese wurde erst nach dem Fall der Mauer fertiggestellt. Bonn besitzt insgesamt fünf grosse Museen – und wir haben nur einen Tag Zeit!
Die Reiseführerin erzählt uns, wie einschneidend der Berliner Mauerfall im Jahre 1989 für Bonn war. Die Bonner selber waren eigentlich überzeugt, dass sie Hauptstadt bleiben könnten, da sie soviel für die Regierung investiert hatten. Nach dem Entscheid für Berlin als Bundeshauptstadt konnten sie sich immerhin Entschädigungen in Höhe von 4,3 Mrd. DM aushandeln, unter anderem für die Fertigstellung der Bundeskunsthalle. Weiter konnte die UNO geholt werden, und einige regierungsnahe Arbeitsplätze blieben erhalten. Zehn Ministerien wurden nach Berlin verlegt, sechs blieben in Bonn.
Unsere Fahrt führt weiter nach Bad Godesberg, einer ehemaligen Kurstadt mit Diplomatenviertel. Dort befindet sich die Redoute. Dies ist ein Ballhaus, 1790 vom letzten Kurfürsten, Max Franz, erstellt, der aber vier Jahre später Bonn verlassen musste.
In der Folge macht uns die Reiseleiterin auf das Gelände der Bundesgartenschau aufmerksam, das heute als Freizeitpark erhalten geblieben ist. Dabei erwähnt sie, dass dort am Abend das Feuerwerk zum Fest des Rheins in Flammen gezündet werde.
Ein Abstecher an den Rhein zum alten Zollhaus vermittelt uns einen Ausblick auf die lange Rheinpromenade.
Bonn ist zwischen zwei Hügeln eingebettet: im Westen vom Venusberg, wo der nördlichste Wein Deutschlands wächst, im Osten vom Siebengebirge mit dem Drachenfels, wo früher ein Steinbruch war, und dem Petersberg, einem Gästehaus für Prominente (auch die englische Queen hat sich schon dort aufgehalten). Heute ist dort ein grosser Naturpark.
Eigentlich würde es zu weit führen, wenn ich hier all das Viele wiedergeben würde, das wir an diesem lehrreichen Morgen erfahren. Nur noch dies: Nach zweistündiger Rundfahrt beginnt die Stadtführung zu Fuss. Da wir so zahlreich sind, werden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Zum Abschluss treffen wir uns im Garten des Beethoven-Hauses wieder, vollbepackt mit interessanten Eindrücken dieser schönen Stadt. Nach grosszügiger Fütterung der Hirnzellen brauchen wir nun aber wieder etwas für die Magenzellen.
Der Nachmittag steht zur freien Verfügung, so dass jede und jeder nach Lust und Laune seinen Interessen nachgehen kann. Hinweise haben wir genügend bekommen, sei es der intakte Kreuzgang der Münsterbasilika, das Beethoven-Museum oder der vielfältige Kunsthandwerkmarkt. Auch das Kaffehaus Sturm mit seiner grossen Kuchenauswahl wurde uns mehrfach empfohlen, also ab ins süsse Paradies! Nächster offizieller Treffpunkt ist dann das Nachtessen im Hotel.
Wie schon erwähnt, findet heute das Frühlingsfest „Rhein in Flammen“ statt, ein Riesenspektakel mit vielen Leuten, welche das grosse Feuerwerk und die illuminierten Schiffe auf dem Rhein sehen möchten. Einige von uns wagen sich ins „Getümmel“, andere warten geduldig an der langen Promenade oder auf der Kennedy- Brücke. Irgendwann taucht die Frageauf: In welche Richtung fliesst jetzt eigentlich der Rhein? Wohl nach Norden? Aber wo ist denn Norden? Liegt nun die Schweiz, die ja im Süden liegt, unten oder oben? Einig sind sich die Diskutierenden darüber, dass der Vorderrhein vom Tomasee und der Hinterrhein vom San Bernardino her kommt. Zusammen fliessen sie nach Holland, und zwar hier vorbei. Oder etwa doch nicht?
„Gute Nacht, Freunde, es ist Zeit, um auszuruhn, alle Sorgen, alle Fragen.......“
Heidi Zahnd
Sonntag, 2. Mai 2010
Irgendwann zwischen Mitternacht und zwei Uhr in der Früh waren wohl auch die letzten Mitglieder unseres Chores auf verschiedenen Nacht-Pfaden oder direkt vom Fest „Rhein in Flammen“ in unser Hotel „Residence“ zurückgekehrt – mit gemischten Empfindungen und Eindrücken betreffend Programm, Feuerwerk und den beleuchteten Schiffen rheinabwärts zum Abschluss. Jedenfalls hätten wir gerne noch die Hotel-Bar aufgesucht zwecks Aufwärmen unserer Glieder und unserer trockenen Kehlen… aber leider war Fehlanzeige.
Nach dem ausgiebigen Frühstück begrüsste uns die Leiterin, Susanne Eggimann, im „Husaren-Salon“ unseres Hotels Residence zum Einsingen mit den Worten „Ihr gseht alli eso erlüüchtet us hüt morge“…(das gestrige Feuerwerk lässt grüssen). Für den bevorstehenden Auftritt glänzten die Frauen mit fantasievollem Rot in allen Variationen, Formen und Platzierungen. Aber auch die Männer konnten da mithalten. Einige von ihnen hatten sich im Beethoven-Haus-Shop noch mit neuen, trendigen Krawatten ausgestattet und präsentierten diese mit geschwellter Brust. Eine „fesche Truppe“ machte sich bereit zu neuen Taten…
Der Bus 611 führte uns durch den regnerischen Sonntagmorgen an den bekannten Stationen Deutsche Welle und Posttower vorbei zur Haltestelle St.Johanniter-Krankenhaus. Adlerauge Röbi Enzler entdeckte sofort die gegenüberliegende Kirche St. Winfried, wo wir von Pfarrvikar Georg Demming herzlich begrüsst wurden. Bald schon standen wir im Kirchenraum und überblickten von unserem Platz in der hinteren Ecke aus die zahlreichen „Schäfchen“ der Gemeinde. Diese erfreuten wir mit unseren Liedern „Locus iste“, „Little David“, „Good news“ und „Abiglüte am Zürisee“. Aber nicht nur für die Bonner Kirchgänger, sondern auch für uns selber war unser Auftritt ein Genuss, denn die Akustik in der modernen Kirche war hervorragend.
Resi Boos überreichte nach dem Gottesdienst aus vollen Herzen, wie sie deutlich betonte, drei Holzherzen an Coni, Regula und Röbi für Organisation und Unterstützung unserer gelungenen Bonn-Reise. Susanne Eggimann lobte unseren Gesang und unseren Einsatz und schloss ihren Dank mit „Wiiter so!“.
Nach einem kurzen Ad-hoc-Strip im Hotel genossen wir alle für zwei Stunden unsere individuellen kurzen Freiheiten. Einige machten sich nochmals auf den Weg zum Kunsthandwerkermarkt und in die Altstadt. Die meisten trafen sich während dieser Zeit in „unserem Stammlokal“, dem Café zum Sturm, wo ausgiebig deutsche Torten und Kuchen genossen wurden. Der Umsatz in diesem Konditoreilokal wird während dieser drei Tage wohl ins „Unermessliche“ gestiegen sein – dank uns. Tolle Bedienung, tolle Atmosphäre – wir werden diese süsse Ecke in Bonn nicht vergessen.
Etwas Aufregung vor einer Zugsabfahrt gehört wohl zu einer grossen Reise, aber dank unserer „Zugpferde“ Coni, Regula und Röbi konnten schliesslich alle im Wagen 15 der Deutschen Bahn einen bequemen Sitz ergattern – und schon ging’s los Richtung
Koblenz. Ein Unglück kommt selten allein: Yvonne Venuto „zertrampte“ die Brille von Röbi Enzler, und bald darauf ergoss sich aus Röbis Mineralwasserflasche Nasses über Yvonne. Unruhige Wesen, diese beiden! Auf der nächsten Reise gilt für sie absolute Anschnallpflicht oder ein Mindestabstand von 5 Metern zum nächsten Mitreisenden….
Draussen vor unseren Zugfenstern wurde die Landschaft wieder hügeliger und enger. Es ging vorerst dem Rhein entlang und an seinen schmucken Weindörfern vorbei. Langsam baute sich grosse Vorfreude auf, die in dutzendfachem Klicken bei der berühmten Loreley gipfelte. Wer hat die „kühle Blonde“ wohl am besten auf dem Bild verewigt?
Das Lunchpaket der Deutschen Bahn liess uns still schmatzend werden – Schnitzel- und Käsebrote, Äpfel und Süssigkeiten stillten unseren kleinen Hunger mehr als ausreichend. Bei der letzten Umsteigestation Basel ein herzliches „Tschau Susanne und Hans“, dann die kleine, grosse Überraschung. Kurt Zahnd (Ehemann von Heidi Zahnd) führte uns als Lokomotivführer unseres Zuges sicher und pünktlich an unseren Ausgangspunkt Zürich. Während dieser kurzen Abschiedsstunde sangen wir zwischen Basel und Baden noch einige herzergreifende, lüpfige und lustige Lieder aus unserem Repertoire – Songs of Joy.
Grossen Dank an alle, die in irgendeiner Weise zum guten Gelingen und tollen Zusammensein beigetragen haben – jede/jeder von uns nimmt so viele innere Bilder und Szenen mit nach Hause – nicht nur den Slogan BONN = Bundeshauptstadt Ohne Nenneswertes Nachtleben.
Kilian Fäh